Ohne Federlesens fulminant gestartet
Aller Anfang ist leicht: Das Textatelier, das während fast eines Jahres vorbereitet worden war, lief am 1. Juli 2002 offiziell an und hat inzwischen nicht nur viele massgeschneiderte Schriftstücke und Homepages, sondern auch ausschliesslich zufriedene Kunden produziert. Da wir ja Vertraulichkeit garantieren, können wir nicht alles namentlich auflisten, was in diesem Jahr geschehen ist. Wir müssen uns auf einige öffentlich bekannte Taten beschränken.
Die schwungvoll bewegte Feder ist nicht alles: Eines der Paradestücke der Textatelier-Leistungen war im Berichtsjahr die konzeptionelle und künstlerische Neugestaltung der Homepage www.oecovita.com durch den Internettechniker Urs Walter und die wissenschaftliche Illustratorin Sonja Burger, eine technische und gestalterische Meisterleistung. Es ging hier um den Internet-Auftritt einer Firma, die erkannt hat, dass sich das schulwissenschaftliche Denken in einer Sackgasse verrannt hat und die nach weiterführenden Dimensionen Ausschau hielt und hält. Das Gründerehepaar der Oecovita AG, Christa und Hardy Burbaum, bemühen sich um die Entschlüsselung von verborgenen Wirklichkeiten unter Einbezug der kosmischen Kräfte und Schwingungen, ähnlich wie sie bereits in altasiatischen Weisheitslehren anzutreffen sind, aber unter Einbezug der heutigen Gegebenheiten.
Es ist ähnlich wie beim alten Ernährungs- und Heilkundewissen: Die Vergangenheit holt die Gegenwart ein. Zunehmend wird erkannt, dass es auch nichtstoffliche Wirklichkeiten aus Schwingungen, Energieflüssen und wenig beachteten Kräften wie Gravitation, Magnetismus, Erdstrahlungen usf. gibt, die nun, angereichert durch neue Erkenntnisse, Grundlagen zu vollkommen neuen Lösungen sind, weit über rein mechanistische Inhalte hinaus, immer im Bemühen, zu wirklichen Einsichten im grösseren Zusammenhang zu gelangen. Für das viel zitierte ganzheitliche Denken reicht der menschliche Geist, der auf individuellen Wahrnehmungen aufbaut und auch immer wieder Fehlleistungen produziert, niemals aus. Aber man kann und muss sich bemühen, geistige Schranken zu überwinden. Wie das virtuell umgesetzt wurde, zeigt Ihnen ein Blick auf die Oecovita-Homepage.
Mein Bruder Rolf, der an unserem Schaffen intensiv Anteil nimmt und aus den Philippinen immer wieder originelle Zwischenrufe ertönen lässt, hat mir mehrmals das Folgende gesagt: Wenn man eine Firma gründe, sei der letzte Arbeitgeber immer der beste Kunde. Das kann ich inzwischen bestätigen. Die Mitarbeit an der bekannten Schweizer Zeitschrift "Natürlich", die ihren zivilisations- und umweltkritischen Kurs auch unter der Leitung von Petra Horat Gutmann und Alex Bieli (er verliess die Zeitschrift Ende Juni 2003; sein Nachfolger ist Christoph Schwyzer) beibehalten hat, war über Erwarten rege. Ich habe mich gefreut, mit meinen Erfahrungen, meiner während Jahrzehnten aufgehäuften Sachkenntnis und meinen riesigen Dokumentationen einen kleinen Beitrag zum Gelingen dieses einzigartigen publizistischen Werkes beitragen zu dürfen.
Ein grosser Teil der Mitwirkung betraf den Ratgeberbereich, dem ich mich mit besonderer Hingabe widme. Für mich ist jede Frage ein Wert: Sie zwingt, mich in ein bekanntes, weniger bekanntes oder gar unbekanntes Thema einzuarbeiten, was jedes Mal eine Horizonterweiterung bedeutet. Viele Knacknüsse führen mich in Richtungen, die ich aus freien Stücken nicht gewählt hätte.
Eine kürzlich eingetroffene Frage galt der Cortison-Synthese, eine der ehemals schwierigsten Aufgaben für die pharmazeutische Industrie. Aus eigener Forschungstätigkeit kenne ich diese einigermassen von innen heraus (Stand: 1960), brauchte aber einen halben Tag, um das Geheimnis zu lüften; heutzutage wird das entzündungshemmende, aber von Nebenwirkungen begleitete Cortison durch eine intensive gentechnische Veränderung einer speziellen Hefeart (Saccharomyces cerevisiae) auf einfachere Art hergestellt.
Die Ratgeber-Rubrik ist auch im Textatelier gefragt: Bereits sind 133 ausführliche Antworten auf teilweise komplexe Fragen online abrufbar. Die Suchmaschine www.alltheweb.com und andere haben sie mit der gebührenden Tiefenschärfe erfasst.
Ein besonderes Vergnügen war für mich die Mitarbeit am neu gegründeten Wegwarte-Verlag, Bolligen BE. Das Zentrum dieser Korbblüte ist der Meisterfotograf Fernand Rausser mit künstlerischem, sozial- und umweltkritischem Auge. Er will nun im relativ hohen Alter (in der Mitte der Siebziger) Schau-Bücher ohne Showeffekte machen, die genau seinen Vorstellungen entsprechen und die nicht einfach kommerziell ausgerichtet sind. Dazu hat er einen der besten Buchgestalter beigezogen: Eugen Götz-Gee, der vom vorhandenen Material ausgeht, jede Buchaufmachung auf die entsprechende Thematik abstimmt und auf Firlefanz und Klamauk konsequent verzichtet. Das entspricht meiner eigenen Auffassung von moderner Grafik vollumfänglich. Das Layout (äusserliche Gestaltung eines Druckerzeugnisses) hat sich nach dem Inhalt zu richten im üblichen Druckmedienbereich ist das umgekehrt worden, mit katastrophalen Folgen.
Im neuen Rausser-Buch "Schweiz so oder so" ist der zusammengefasste Bildteil die dominante Grösse: Aufrüttelnde Gegenüberstellungen von wuchernden Zivilisations- und lebendigen, herzerfrischenden Naturlandschaften beispielsweise. Ich durfte dazu eine Betrachtung ("Abschied von der Naturbeziehung") schreiben: Was ist von Generationen zu erwarten, die in eine ausgeräumte oder verpfuschte Landschaft hineingeboren wurden? Jeder Mensch hinterlässt Spuren; er muss sich nur redlich bemühen, dass diese nicht störend oder gar zerstörend sind.
Viele Schreibaufträge sind geradezu darauf angelegt, Spuren zu hinterlassen. Oft weiten sich Firmenaufträge in eigentliche Betriebsberatungen aus. Denn wenn man etwas genau formuliert wie beispielsweise die Texte für Homepages, muss man sich über unternehmerische Strukturen und Ziele klar werden. Sobald etwas im grösseren Zusammenhang detailliert niedergeschrieben und strukturiert wird, verziehen sich die Nebel; man sieht plötzlich klar ähnlich wie bei Immanuel Kant: "Sich im Denken orientieren", das heisst also modifiziert: sich schreibend orientieren. Selbstverständlich bringen wir unser publizistisches Wissen in jedem Fall ein wir geben alles, um es salopp zu sagen. Wir identifizieren uns mit jedem Kunden und seinen speziellen Anliegen. Ganz besonders im Element sind wir selbstredend, wenn es um Fragen der Publizistik und anverwandter Gebiete geht.
Stellvertretend für viele Aufträge nenne ich 2 Kleinstaufträge, die aber Freude machten: Ein Bewerbungsschreiben für eine junge Dame in Österreich, die Ordinationshilfe (Sprechstundenhilfe) werden wollte, einerseits, und eine schulbehördliche Eingabe für eine Mutter in der Westschweiz, die ihre Kinder wegen eines gefahrvollen Schulweges in ein anderes Schulhaus schicken wollte, anderseits. Beide Anliegen wurden erfüllt. Ob unsere Briefe den Ausschlag gaben, glaube ich nicht; jedenfalls haben sie sicher mitgeholfen, die Ziele zu erreichen.
Das Briefeschreiben etwas im persönlich ansprechenden Ton in eine kurze, angenehm zu lesende Form bringen ist etwas vom Schwierigsten, was es in der Welt der Formulierungskünste gibt. Das ist mir bei der Vorbereitung eines dreiteiligen Kurses "Geschäftsbriefe" für die Anlageberater eines Bankunternehmens bewusst geworden. Ich habe mich tagelang mit den Gepflogenheiten auf diesem Gebiet herumgeschlagen, von der Bank überlassene Unterlagen und etwa 15 Fachbücher studiert. Das bisschen Weizen musste von der vielen Spreu getrennt werden. Meine eigenen Erkenntnisse aus über 4 Jahrzehnten Journalismus habe ich einfliessen lassen und schliesslich zu Mut zum Unkonventionellen und zum Handschriftlichen geraten, abseits abgedroschener Floskeln und langweilig gewordener Sitten und Unsitten.
Wenn Sie einen anspruchsvollen Brieftext haben möchten, können Sie mich gern testen, um festzustellen, ob ich selber von meinem eigenen Kurs etwas gelernt habe!
Weniger das Schreiben als vielmehr das Neuschreiben bereitet mir noch immer Mühe, auch wenn ich mich ständig mit dem Faszinosum Sprache befasse. Doch scheine ich damit nicht allein zu sein. Denn die deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat bereits ein Büchlein "Zur Reform der deutschen Rechtschreibung. Ein Kompromissvorschlag" herausgegeben. Darin geht es darum, den grössten sprachreformerischen Bockmist, den ich ohnehin nie nachvollziehen mochte, rückgängig zu machen. So hiess es einst in vielsagender Weise vielversprechend, dann viel versprechend (getrennt geschrieben) und nach neuem Vorschlag der Deutschen Akademie wieder vielversprechend. Das ehemalige Kombiwort wohlüberlegt, das nach der Reform unbedingt getrennt geschrieben werden musste, soll jetzt wieder getrennt oder zusammengeschrieben werden dürfen, je nach Aussage: Einer hat etwas wohl überlegt (im Sinne: es ist anzunehmen, dass er sich die Sache überlegt hat) oder wohlüberlegt (im Sinne von gut überlegt). Diese sprachliche Differenzierung haben die kopflosen Sprachreformer eine Zeit lang verunmöglicht. Jetzt mussten sie wohl selbst einsehen, dass das zu einer unpräzisen Ausdrucksweise und zur Verarmung der Sprache beitrug.
Ich erwähne das, um auf die enorme und schwierige Korrekturarbeit überzuleiten, die unser Textatelier-Korrektor Hans Kurt Berner nach wie vor leistet. Mag ich einen Bericht noch so gut überarbeitet und bei eingeschaltetem Computer-Korrektur-Programm mehrmals kontrolliert haben, immer wieder ertappt er mich bei Fehlern, die wir uns nicht leisten wollen und können. Aber es gibt sie dennoch.
Unsere Textatelier-Homepage wird ständig mit neuen Beiträgen hinterlegt und angereichert Urs Walter leistet unentwegt eine Herkulesarbeit und möbelt zudem auch das Textatelier-Büro ständig elektronisch auf: Bereits 3 verschiedene Computer und ebenso viele Drucker, 2 Hubs (Drehscheiben) und Server stehen darin; auch ein professioneller Scanner wurde angeschafft. Unter anderem weil das Textatelier in Biberstein AG räumlich aus allen Nähten zu platzen scheint, wurde im Wintergarten an der Südfront ein naturklimatisiertes Freiluftbüro mit Anschluss ans Netzwerk installiert und alles funktioniert tadellos.
Die Technik ist das eine, die Prosa und Lyrik das andere. Auch diesbezüglich werden wir beständig mit Geschenken von guten Geistern überschüttet. Dafür und auch für andere weiterführende Impulse danke ich Bettina Bauer, Rita Lorenzetti, Wigand Ritter, Heinz Scholz und vielen anderen herzlich. In den Kreis der wertvollen Textatelier-Stützen beziehe ich ausdrücklich auch meine liebe Tochter Anita Hess ein, die ein ausgesprochenes Sprachgefühl hat und in endkorrigierten Texten immer wieder noch Unebenheiten ortet und ausbügelt.
Soweit ein paar Lichtblitze auf Ereignisse aus dem 1. Textatelier-Jahr. Diese Anlaufphase hat mich in der Hoffnung bestärkt, dass es auch oder gerade heute möglich ist, ein kleines Unternehmen zu gründen und erfolgreich zu führen. Wichtig sind der Mut zum Unkonventionellen, eine einfühlsame und exakte Arbeit und möglichst kurze Lieferfristen. Was immer möglich ist, wird im Textatelier noch am gleichen Tag (oder in der folgenden Nacht) erledigt; nur Grossauträge und Wunder dauern etwas länger.
Dann sind wir am nächsten Morgen wieder für neue Aufgaben frei.
Walter Hess, 30. Juni 2003