Textatelier
BLOG vom: 20.09.2009

Stilblüten, Kurioses: Mottenchor und tote Frau zum Heiraten

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
In dieser Abhandlung werde ich einige kuriose Aussprüche, amüsante Annoncen, Werbesprüche und Druckfehler, die ich früher und ganz aktuell gesammelt habe, dem interessierten Leser unterbreiten. Ich hoffe, dass ich nach dem deprimierenden Gefasel über die Schweinegrippe und der weltweiten Finanzkrise, die ihren Ursprung im US-amerikanischen Subprime-Markt hatte, etwas Freude verbreiten kann. Das ist in der heutigen Zeit bitter nötig. Und denken Sie daran, Freude ist eminent wichtig für unser Immunsystem.
 
Noch einige Worte zu den Druckfehlern. Diese sind „menschlich“ und kommen immer wieder vor. Sie sind oft erheiternd, aber können sich auch fatal auswirken, wenn sich zum Beispiel eine Empfehlung als falsch erweist. So könnte vielleicht die Einnahme einer Substanz in der 10- oder 100-fachen Menge (soll schon vorgekommen sein!) oder ein giftiger Pilz als essbar empfohlen werden.
 
Es kursiert bei uns der folgende Witz: Eine Frau kommt in Trauerkleidung mit einem Buch über Pilze in der Hand in die Buchhandlung. Die Verkäuferin sieht das Werk, entschuldigt sich und sagt: „Tut mir leid, der Verlag hat den Druckfehler schon korrigiert.“
 
Ansteckende Schweinegrippe
Fangen wir mit einem kuriosen Zitat über die Schweinegrippe an. Dieses wurde in der „Münsterländischen Tageszeitung“ kürzlich publiziert:
 
„Weil Spanien zu den sogenannten Endemie-Gebieten mit Mensch-zu-Mensch-Ansteckung zähle, seien Passagiere bei ihrer Ankunft am Flughafen in Deutschland mit Handzetteln über die Schweinegrippe infiziert worden.“
 
Das wusste ich nicht, dass man durch Handzettel infiziert werden kann. Aber möglich ist alles, zumal die Viren nicht zwischen Händen und Zetteln unterscheiden können.
 
Und noch etwas zum Thema Grippe: In einer Werbebeilage der „Schwäbischen Zeitung“ (publiziert auch im „Spiegel“, Nr. 50/2008) wurden „Grippe-Figuren“ für 16,99 Euro angeboten. Es handelte sich um ein 12-teiliges Set von Figuren aus Kunststein.
 
In meiner Schrift „Lachbomben“ von 1982 erwähnte ich einige Annoncen, die ich hier auftische. Leider führte ich damals die Quellen nur in einer Zusammenfassung an und nicht direkt unter den Zitaten bzw. Annoncen.
 
„Ärztetafel: ZURÜCK Dr. Virus, Kinderarzt.“
 
Dieser Arzt würde sich gut für Werbekampagnen der Impfindustrie eignen. Es gab ja schon immer die kuriosesten Ärztenamen wie zum Beispiel Dr. Batzill, Dr. Fieber, Dr. Hackemesser, Dr. Pein oder Dr. Eiter.
 
Suche Partner
„8-jährige Witwe möchte nicht mehr allein sein. Welch passendem Herrn geht es ebenso?“
 
Kaum verheiratet, schon Witwe. Das ist nicht in arabischen Staaten passiert, sondern in Deutschland. Ein fataler Fehler bei der Altersangabe.
 
„Junger Mann mit Niveau, 38/175, in geordneten Verhältnissen, sucht unkompl. tote Frau entspr. Alters mit Temp. und Humor für Dauerfreundschaft oder Heirat.“
 
Mein Rat: Er sollte sich besser eine Sexpuppe anschaffen. Eine tote Frau ist eher unhygienisch.
 
„Raumpflegerin, 35, solide, ordentlich, gute Dackelkinder, lang- und rauhaarig, verlässliche Lebensgefährtin.“
 
Was nun? Hat sie einen Dackel im Haus oder sucht sie einen lang- und rauhaarigen Burschen?
 
„Sonderangebot: Junggeselle, im besten Alter, approbierter Pillendreher, Pfennigfuchser, da selbständig, ohne aktenkundige Vergangenheit, sucht Frau oder Kollegin.“
 
Ein Akademiker? Ich bin überzeugt, ein knauseriger Mann hat wohl kaum Chancen bei Frauen. Wie mir kürzlich ein Wanderfreund sagte, muss ein Mann Geld haben, freigebig sein und die Frau verwöhnen.
 
„Trödler, 28/175, sportlich, schwarze Haare, sucht nettes Gerümpel.“
 
Ob er Erfolg hatte? Vielleicht fand er bei Entrümpelungen die Richtige.
 
„54-Jährige mit Tochter, ortsgebunden, evangelisch, sucht einen Lebensgefährten mit Hundeverstand.“
 
Hunde sind ja intelligent und willfährig. Der arme Mann muss kuschen.
 
„Tischlermeister, 30, sucht Dauerstellung als Minister in mittlerem oder grösserem Betrieb.“
 
Er hat sich wohl geirrt. Der Mann sollte in die Politik gehen.
 
Lustige Tierannocen
„DECKRÜDE, ausgewachsen, 27 cm, kaffeebraun (kann auch auf schwarze Hündinnen)…“
Das war wohl kein wählerischer Hund. Dem ist die Farbe wurst.
 
„Freundliche Tigerkatze mit weissen Flecken, einjährig, zutraulich, sauber, kam ins Tierschutzheim, weil ihr Frauerl ins Altersheim musste. Wer sie aufnimmt, erhält eine Sterilisierung von Gönnerin als Draufgabe.“
 
Da braucht sich der zukünftige Hundebesitzer nicht mehr Sorgen um ungewollte Schwangerschaften machen. Die Gönnerin hat an alles gedacht.
 
„Freilaufende, kochfertige Hühner zu verkaufen.“
 
Ein Wunder der Natur. Man kommt sich wie im Schlaraffenland vor.
 
Mann löste sich in Luft auf
„Mann lässt Luft ab und löst sich in selbige auf.“
 
Schlagzeile in der „Badischen Zeitung“ vom 28.04.1999. Es wurde von einem etwa 50-jährigen Mann berichtet, der sich an ein geparktes Auto in Hauingen (Kreis Lörrach D), in dem eine Frau sass, heranschlich und sich daranmachte, die Luft aus einem Reifen zu lassen. Nach vollbrachter Tat wollte er sich an die anderen Ventile machen. Als die Frau Dampf abliess, flüchtete der Unbekannte in ein Haus und „löste sich in Luft auf.“
 
„FC Friedlingen versohlt dem FC Wehr mit 5:2 den Hintern.“
 
Der ehemalige Tabellenführer und Bezirksligist FC Wehr wurde vom FC Friedlingen überraschend geschlagen. Die Schlagzeile stammte aus der „Badischen Zeitung“ vom 29.05.2000.
 
Wenn der Pfarrer nicht da ist
„Dienstag bis Donnerstag ist der Pfarrer nicht da. Wegen eventuellen Sterbefalls wird um rechtzeitige Anmeldung erbeten.“
 
Überall herrscht Pfarrermangel. In unserer Gegend muss ein armer Pfarrer jetzt immer mehr Gemeinden betreuen. Ich finde es richtig, wer sterben möchte, sollte sich gefälligst anmelden.
 
Der Mottenchor wurde gelobt
Vor vielleicht 2 Jahren wurde in der „Badischen Zeitung“ über einen besonderen Chor berichtet. Die Überschrift lautete ungefähr so: „Mottenchor begeisterte“.
 
Da wurde ich stutzig. Motten, die singen? Es gibt ja auch einen Flohzirkus, warum nicht einen Mottenchor? Mir war natürlich bald klar, dass hier ein Motettenchor gemeint war. Und was das ist, dürfte wohl allgemein bekannt sein. Eine Motette ist ja ein mehr-stimmiges, heute nur noch geistliches Chorstück, das meistens a capella gesungen wird. Mot(t)etto (ital.) ist ein Kirchengesang, dem ein Bibelspruch zugrunde liegt (Wahrig Deutsches Wörterbuch).
 
Männertag im Kurhaus
Und hier noch einige Kuriositäten aus deutschen Zeitungen im Jahre 2008 (siehe auch unter „Hohlspiegel“ der Zeitschrift „Der Spiegel“, www.spiegel.de).
 
Im „Wiesbadener Kurier“ wurde ein Männertag in einer Schlagzeile angekündigt. Der Untertitel lautete: „Geschlechtsthemen von Penis bis Porsche.“
 
Für viele Männer wohl die wichtigsten Gegenstände.
 
Eine Firma suchte per Anzeige in der „Frankfurter Rundschau“ dies: „Wir suchen laufend für insolvente Kunden ETW, 2-5 Zimmer, Häuser in/um Frankfurt…“
 
Endlich eine Firma, die für gebeutelte insolvente Kunden ein Herz hat. Zur Nachahmung empfohlen!
 
In einer Ausgabe der „Medical Tribune“ wurde darüber berichtet, dass Geschlechtsverkehr für das alternde Herz kaum riskant ist. Die Titelüberschrift lautete: „Tod beim Sex reine Glückssache?“
 
Es ist erwiesen, dass besonders Ältere, die Fremdgehen, gefährdet sind. Da nützt dann ein gesundes altes Herz auch nicht mehr, wenn es trotzdem schlapp macht.
 
Im Jahre 2008 gab es in Deutschland 475 tödliche Badeunfälle. Die „Nordsee-Zeitung“ kommentierte einen nicht so schönen Sommer 2008 so: „Schietsommer: Weniger Badende ertrunken.“
 
Und die „Nürnberger Zeitung“ konstruierte folgende Schlagzeile zu einem schönen Wochenende: „Herrliches Ski-Wochenende mit 2 tödlichen Unfällen.“
 
Hier waren die Redakteure nicht besonders feinfühlig.
 
Als Lucioano Pavarotti am 06.09.2007 starb, wurde in der „Berliner Morgenpost“ kurz darauf folgende Anzeige geschaltet:
 
„Die Drei Tenöre treten nicht mehr auf. Nach dem Tod von Luciano Pavarotti (1935-2007) wollen die Drei Tenöre nie mehr als Trio auftreten.“
 
Entspannter Vatertag
Die Redakteure des „Achimer Kuriers“ strengten sich ungemein an und konstruierten eine Schlagzeile mit einem intelligenten Untertitel:
 
Schlagzeile: „Ein relativ entspannter Vatertag“
 
Untertitel: „Alles wie immer: Rippenbrüche, Kopfverletzungen und Alkoholvergiftungen.“
 
Nun können wir uns wirklich entspannt zurücklehnen und die geschilderten Stilblüten und Schlagzeilen Revue passieren lassen.
 
Sollten Sie auch einmal über solche Kuriositäten gestolpert sein, dann teilen Sie mir diese bitte mit. Schliesslich wollen wir alle einmal herzhaft lachen oder zumindest schmunzeln. Schon jetzt: vielen herzlichen Dank.
 
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