Textatelier
BLOG vom: 10.08.2012

Preussen-Kultur in Brandenburg 1: Friedrichs Kartoffelklau

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Niederrhein D
 
Rheinberg D am Niederrhein ist ein kleiner Ort in der Nähe von Wesel, nicht weit vom Ruhrgebiet entfernt und kein besonders attraktiver Ort. Berge gibt es dort nicht, nur ein paar Hügel. Einen Ort mit fast gleicher Schreibweise gibt es noch ganz woanders.
 
Wahrscheinlich ist Rheinberg der Namensgeber von Rheinsberg in Brandenburg. Es sind zirka 600 Strassenkilometer zwischen den Orten, für Menschen aus vergangenen Jahrhunderten eine riesige Entfernung.
 
Adelige und geistige Grundherren beauftragten im 13. Jahrhundert sogenannte Lokatoren, Menschen aus Gebieten, deren Bevölkerung stark gewachsen war, im Osten anzusiedeln. Die Ostbesiedlung in die dünn besiedelten Gebiete des regnum Theutonicorum der Staufer erfolgte auch mit Menschen vom Niederrhein. Ein kleiner Fluss in der Nähe von Rheinsberg wurde Rhin benannt.
 
Während Rheinberg nicht sehr bedeutend wurde, hat Rheinsberg eine interessante Vergangenheit vorzuweisen. Rheinsberg ist ein kleiner Ort im Nordwesten von Berlin in einem Gebiet, das auch „märkisch“ genannt wird. Es gibt 2 grosse Seen, die zum Ort gehören. In der Umgebung sind zahlreiche weitere Seen, in einem Gebiet, das sich bis zur Ostseeküste, also über die Grenze des Bundeslands Brandenburg hinaus nach Mecklenburg-Vorpommern erstreckt.
 
Die Rheinsberger Seen heissen Grienerick-See und Rheinsberger See, die miteinander verbunden sind. Nicht weit davon ist auch der Stechlin-See. In den Seen kann man Wassersport betreiben, schwimmen, paddeln, mit Motorbooten herumfahren, und in den Sommermonaten gibt es viele Touristen im Ort und, da Berlin nicht sehr weit ist, auch viele Berliner. Der Ort ist aber auch historisch und literarisch interessant.
 
Im Internet sind Websites zu finden, die Sonderangebote von Hotels anbieten. So stiess ich vor einiger Zeit auf ein Arrangement des IFA Hafendorf Rheinsberg 4 Sterne Resort. 3 Übernachtungen im Doppelzimmer inklusive Frühstückbüffet, 2 Eisportionen und 2 Gläser Erdbeerbowle mit Benutzung des Hallenbades und des Fitness-Raumes kosteten für meine Frau und mich 318 Euro. Direkt am Rheinsberger See steht das 4-stöckige Hotel in U-Form zum See hin gebaut. Ein paar Treppen hinab führen zu IFA Inselsuiten, durch Stege in einem kleinen Vorsee verbunden. Diese kleinen Ferienhäuschen, nebeneinander alle im gleichen Stil gebaut, erinnern an die Firma Faller, die Häuschen für Modelleisenbahnanlagen verkauft, auch die Idee für den kleinen „Leuchtturm“, der am Durchgang zum See gebaut ist, könnte sie zum Vorbild haben. Ein Einheimischer nannte die Anlage „Klein-Disneyland“. Neben den Häuschen parken ein paar Motorboote, auf denen auch übernachtet werden kann.
 
Das Herzogtum Preussen fiel nach längerer Geschichte 1618 durch Erbschaft an den Kurfürsten von Brandenburg und wurde 1701 zum Königreich Preussen. Rheinsberg wird bedeutend in den Regierungszeiten der Könige Friedrich Wilhelm I. (1713‒1740) und seinem Sohn Friedrich II. (1740‒1786). Friedrich II. wird auch Friedrich der Grosse oder der „alte Fritz“ genannt. Friedrich II. erhielt das Schloss Rheinsberg, das direkt am Grienericksee liegt, von seinem Vater geschenkt, 1736–1740 wohnte er dort, seine „glücklichste Zeit“, er schenkte später das Schloss seinem Bruder. Der Stil des Schlosses wird „Friederizianischer Rokkoko“ genannt.
 
Hinweise auf Friedrich der II. und sein Schloss sind überall zu finden; für die kleine Stadt sind sie eine touristische Attraktion. Ausstellungen und Konzerte finden häufig statt, denn der „Sohn der Stadt“ ist der originelle unter den Kaisern und Königen als Staatsmann, Kriegsherr, Bauherr, Philosoph und Komponist. Er hiess auch Anhänger anderer Religionen willkommen.
 
Auch auf ihn zurückzuführen ist 1746 nach einer Hungersnot in Preussen der Anbau der Kartoffel.
 
Es ist Uns in höchster Person in Unsern und anderrn Provintzien die Anpflanzung der sogenannten Tartoffeln, als ein nützliches und so wohl für Menschen, als Vieh auf sehr vielfache Art dienliches Erd Gewächse, ernstlich anbefohlen (...).“
 
Es gibt da die Anekdote, dass die Bauern gemäss dem Sprichwort: „Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht“ die Kartoffel nicht wollten.
 
Deshalb soll Friedrich II. den Trick angewandt haben, die Kartoffelfelder durch Soldaten bewachen zu lassen, damit die Bauern glauben sollten, dass sie sehr wertvoll seien. Den Soldaten wurde befohlen, nicht allzu genau auf mögliche Diebe zu achten. Die Bauern taten genau das, was er vorausgesehen hatte, und damit verbreitete sich der Anbau immer mehr, ganz im Sinne des Königs.
 
Übrigens müßt ihr es beym bloßen Bekanntwerden der Instruction nicht bewenden, sondern durch die Land-Dragoner und andere Creißbediente Anfang May revidieren lassen, ob auch Fleiß bey der Anpflantzung gebraucht worden [...].
 
Ob das wirklich so war, wird angezweifelt, da es dieser Trick auch aus Frankreich anekdotisch berichtet wird. Die Bauern waren wahrscheinlich doch nicht so dumm, wie ihnen nachgesagt worden ist, und es ist sicher, dass Kartoffeln seit dieser Zeit viele Menschen vor dem Hungertod bewahrt haben.
 
In einem Rheinsberger Fischrestaurant kann man preiswert das sehr wohlschmeckende Gericht „3 Fischarten aus dem See mit Bratkartoffeln in Senfsosse“ geniessen. Ob das auch etwas mit Friedrich dem Grossen zu tun hat, wage ich allerdings zu bezweifeln, eher mit ausgezeichneten Kochkünsten.
 
Über Dichter, die sich in dieser Gegend aufgehalten und wohl gefühlt haben, werde ich in einem folgenden Blog berichten.
 
Quellen
 
Hinweis auf weitere Blogs über den Kartoffelanbau
Hinweis auf weitere Blogs von Eisenkopf Werner
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