Textatelier
BLOG vom: 05.09.2012

Obama-Stilbruch 33: Der total entzauberte US-Präsident

Autor: Walter Hess, Publizist, Biberstein AG/CH (Textatelier.com)
 
Erinnern Sie sich noch an das Jubelgeschrei, welches das Erdenrund erschütterte, als am 04.11.2008, dem damaligen nationalen US-Wahltag, Barack Obama die Stimmen einer Mehrheit von 365 Wahlmännern einheimsen konnte und damit als neuer US-Präsident feststand? Aus praktisch allen Medien ertönte das „Halleluja – jauchzt ihr Chöre!“ Alle sangen Obama Lob und Ehre, wie in einem Verherrlichungsgottesdienst: „Wie gross, wie herrlich ist Sein Tag ... Sein ist Gewalt und Macht. Preis Ihm. Er hat’s vollbracht ... Tag der Wonne ... Nacht und Finsternis verschwinden, und um uns strahlt des Himmels Licht ... Die Siegesbahn gingst Du voran. Wir folgen Dir himmelan.“
 
Es war einfach wunderbar, dass einer auferstanden und zu uns hernieder gestiegen war, um für uns arme Sünder das Tor zum Paradies zu öffnen. Ich fühlte mich damals sehr einsam und unverstanden, wurde fast kriminalisiert, als ich am Tag nach der Wahl (am 05.11.2008) das kritische Blog Der neue Messias aus den USA ist geboren: Barack Obama auf die Internetseite www.textelier.com stellte. Ein Aussenseiter ohne Bezug zur Wirklichkeit. In meinem Blog war unter anderem zu lesen: „Barack Obama, der neue Gesalbte, dem die Welt zu Füssen liegt, wird uns Nicht-Amerikanern sehr teuer zu stehen kommen. Denn verschiedene seiner allgemeinplätzig-schwammigen Äusserungen lassen darauf schliessen, dass er insbesondere das alte Europa in Pflicht nehmen wird, damit für Amerika überhaupt eine Möglichkeit besteht, aus dem hausgemachten Schlamassel herauszufinden.“
 
Die Ernüchterung und der Kater
Das traf sehr wohl ein. Schweizer Banken wurden erpresst, mussten ihre Kunden verraten, die US-Steuerschlupflöcher blieben unangetastet. Die Bundesratsmehrheit vergass gerade, welche Interessen eine Landesregierung eigentlich wahrzunehmen hätte (jene des eigenen Landes nämlich). Obamas Leute zwangen die verbündeten willfährigen Vasallen auch zum Mitlaufen bei seinen Feldzügen. Diese beginnen in altüberlieferter Manier mit hinterhältigen, zuerst verbalen, medialen Lügen und Schlachtgetösen, bewussten Falschinformationen, Verzerrungen von Proportionen und unterdrückten, unangenehmen Wahrheiten. Die Manipulationen dienen der Aufwiegelung der Völker, die man unter die eigene Fuchtel nehmen möchte, und der übrigen weiten Welt der Zuschauer. Auf diesem Nährboden folgen zu einem günstigen Zeitpunkt der Einsatz von Geheimdiensten und Söldnern, dann eskalierende kriegerische Massnahmen, welche ganze Länder zerstören, Tausende von Toten, Zehntausende von Flüchtlingen und ein unbeschreibliches Elend provozieren. Am Ende werden die Täter nicht zur Rechenschaft gezogen, schleichen sich davon und beginnen das genau gleiche Spiel in einem anderen Land. Völkerrechtsverletzungen bleiben ungeahndet.
 
Ich verspüre immer ein tiefes Bedauern für die westlichen und darunter auch die schweizerischen Medienschaffenden, welche die Aufgabe haben, den gesamten verdammten, medial aufbereiteten, ohne Weiteres durchschaubaren Unfug unreflektiert an ihre Leser, Hörer und Schauer weiterzugeben. Ich könnte das nicht. Es kann mir doch niemand weismachen, das Urteilsvermögen der heutigen Medienschaffenden reiche halt nicht mehr aus, um die Geschehnisse nach den unveränderten Drehbüchern endlich zu durchschauen.
 
Der Schulden-Produzent
Mein erwähnter, am Tage der Obama-Wahl geschriebener Internet-Kommentar, jener Misston während des eucharistischen Hochgebets, hat sich in den folgenden 4 Jahren als zutreffend erwiesen. Nur kam darin zu wenig zum Ausdruck, dass Obama auch die USA noch komplett herunterwirtschaften würde. Er hat die Schulden seines Landes um 5 auf 16 Billionen USD erhöht, die „Symbol für das eklatante Versagen der Obama-Regierung“ sind, wie sich Paul Ryan ausdrückte, der im Falle der Wahl des Republikaners Mitt Romney Vizepräsident würde. Die europäische Verschuldungskrise wurde durch Ryan als Gruselkabinett dargestellt, selbst wenn sich diese vergleichsweise nicht mit der amerikanischen messen kann, ein Ausrutscher. Die Vorteile der bankrotten USA liegen nur darin, dass sie über die Weltwährung Dollar einen Teil ihrer Schulden auf die Restwelt abwälzen können, wie das bisher immer geschehen ist.
 
Die Schuldenlawine, die Obama, entgegen all seiner Wahlversprechungen hemmungslos losgetreten hat, ist zu einem guten Teil auf seine Begeisterung für Kriege aus einer sicheren Deckung heraus (er ist ein grosser Freund von Drohnen-Einsätzen, trotz der Zivilistenopfer mit den toten Kindern) zurückzuführen. Aber seinem eigenen Nachwuchs ist er ein guter Vater, sagt selbst seine Frau.
 
Wenn sich die Amerikaner aus dem Irak zurückgezogen haben, dann geschah dies, weil sie diesen Krieg verloren hatten, Ermordung ihres ehemaligen Freunds Saddam Hussein hin oder her, und befürchten mussten, für ihr dortiges gigantisches Zerstörungswerk zur Kasse gebeten zu werden. In Afghanistan steckt die grossartigste Armee der Welt weiterhin fest, kommt nicht weiter. Die aus dem Irak abgezogenen Krieger bezogen gleich im Raume Iran, Libyen und Syrien (also im arabischen Raum) neue Positionen, munitionieren Rebellen sowie Terroristen mit Nato-Hilfe und ziehen eine neue Blutspur aus der Deckung heraus. Die USA gaben dem Druck aus Israel nach, das eine gewaltige Kriegsrhetorik entfaltet und durchaus willens ist, dieser Taten folgen zu lassen, und wohl auch aus eigenen Machtgelüsten, um sich in Arabien besser zu verankern. Der Frühling leuchtet dort blutrot auf. Das ununterbrochen einknickende, zur US-Lachnummer verkommene Europa unterstützt das noch, lässt geschehen, dass US-Ratingagenturen versuchen, mit Androhungen von Herabstufungen, die europäischen Länder zu schwächen. Statt eines arabischen Frühlings ist auf dem alten Kontinent eher eine geistige Umnachtung zu verspüren.
 
Kriegsgeilheit
Von Verhandlungslösungen mit friedlichen Mitteln halten die Machthaber in Jerusalem und ihre Verbündeten im Weissen Haus in Washington, das sie von Sklaven erbauen liessen, nichts. Kriegsspiele und Kriege, die mit der Indianer-Ausrottung begannen und unter deren ununterbrochenen Folge die ganze Welt zu leiden hat, müssen her. Sie begeistern insbesondere das US-Volk. Als am Republikaner-Kongress zur Romney-Nominierung Ende August 2012 die Gouverneurin von New Mexico, Susana Martinez, auftrat, die von der Demokratin auf wundersame Weise zur Republikanerin mutiert war, und erzählte, ihr Vater habe sie als 18-Jährige in ihrem Nebenjob als Parkplatzwächterin mit einer schweren „Smith & Wesson 357 Magnum“ ausgestattet (wohl um Parksünder gleich erschiessen zu können), konnte sich die Halle vor Begeisterung kaum noch halten.
 
Ein Bekannter, K. E, schrieb mir als Bestandteil eines zustimmenden Kommentars zur Textatelier.com-Serie von Obama-Stilbrüchen: Ein Heer von gezüchteten, abgerichteten US-Soldaten, die 15 bis 20 Jahre ihres Lebens, Coke schlürfend sowie sich Rock und Pop einverleibend, mit Video-Kriegsspielen beschäftigt wurden und von fernen Kulturen keine blasse Ahnung haben, werden im Dienste von „Freiheit und Demokratie“ auf andere Länder losgelassen. Die heutige Situation ist makabrer als je eine frühere.
 
Das Land der verlorenen Freiheiten
Soweit der Briefauszug. Dementsprechend gehört es zum Programm Romneys, die Stärke der USA zu mehren und die Weltherrschaftsansprüche der USA, ein Dauerthema, ebenfalls zu betonen. Mit anderen Worten: Es wird nicht besser werden, falls Obama durch Romney ersetzt werden sollte. Im Moment ist bei der Wankelmütigkeit der leicht beeinflussbaren Amerikaner noch keine Prognose möglich.
 
Der friedfertige Ron Paul, ein Freigeist, der die Welt in Frieden lassen und für etwas Ordnung innerhalb der USA sorgen möchte, faulte bereits bei den Vorwahlen heraus. Er wurde am Republikaner-Parteitag vom 28.08.2012 in Tampa als Störenfried empfunden und hatte bei der martialischen US-Gesinnung selbstverständlich nicht den Hauch einer Chance, nominiert zu werden. In dem Land, das sich für seine (inexistente) Freiheit immer eigenlobt, durfte Paul nicht einmal frei sprechen. Dafür sprach es Bände, dass sich Romney bei dieser Meinungsunterdrückung nicht einbrachte und sagte, so gehe das doch nicht. Er schwieg, seine Berater unterstützend, hielt Paul unter dem Deckel.
 
Ein „Change“ ist somit auch von Romney nicht zu erwarten. Auf der annähernd gleichen Ebene wie die amerikanische Machtelite ist und bleibt der Gott namens Markt, der beliebig ausgepresst werden kann. Sogar Privatpersonen waren angehalten worden, mehr Geld auszugeben als sie einnahmen, zu verschwenden und zu schlemmen. Das endete für sie im Elend. Und die staatliche Geldverschleuderei konnte damit nicht wettgemacht werden. Staats- und Privatschulden summierten sich, soweit sich nicht hereinfallenden Ausländern angedreht werden konnten.
 
Die Arbeitslosigkeit ist in den USA anhaltend hoch, und die meisten US-Familien haben heutzutage weniger Geld zur Verfügung als vor 4 Jahren. Die Armut wird im gelobten Land unübersehbar. Obamas hohle, dümmliche Wahlsprüche wie „Yes, we can!“ haben sich schon lange ins Gegenteil verkehrt. Der in Pakistan geborene und heute in London lebende Autor Tariq Ali fasste im Untertitel seines Buchs „Das Obama-Syndrom“ die Bilanz des Alleskönners und Friedensnobelpreisträgers so zusammen: „Leere Versprechungen, Krisen und Kriege“ (Heyne Verlag München 2012).
 
Wer von den beiden Kandidaten Obama und Romney auch immer gewählt wird, spielt keine grosse Rolle. Wie Obama, der den Stil von George W. Bush, den man als hochnotpeinliche Präsidentenpanne empfand, akzentuiert fortsetzte, so wird allenfalls auch Romney Obamas Herrschaft weiterführen; die Souffleure werden ja nicht ausgewechselt.
 
Schutzgelder
Romney macht folgerichtig auch die gesamte Wahlspenden-Korruption mit. Es wäre eine dankbare Aufgabe für die US-Juristenheere, einmal abzuklären, wie viel Korruption in den Wahlspenden inbegriffen ist und ob man so etwas überhaupt legalisieren kann. Weil da keine Provisionen locken, bleibt dieses trübe Thema tabu, das in jedem anderen Land zum Skandal würde.
 
Zu den Wahlspendefreudigsten gehört die Schweizer Wirtschaft, die mit ihren Schutzgeldzahlungen die meisten anderen US-hörigen Nationen in den Schatten stellt – und am Ende gleichwohl zur US-Zielscheibe Nummer 1 wird. Zwar dürfen die Schweizer Unternehmen als solche keine Wahlkampfspenden nach Amerika auslagern. Deshalb heisst es, die über 2 Millionen Dollar, die aus der Schweizer Industrie als Sponsoring ans US-Kongresswahltheater geschickt werden, stammten von den Mitarbeitern der Grossunternehmen ... In diesem Sinne besonders spendabel sind die Grossbanken CS und UBS, die (bzw. deren freigiebige Mitarbeiter) an den Republikaner Romney zusätzlich 687 000 CHF überwiesen haben. „Der Sonntag“ (02.09.2012) schrieb ergänzend: „Auch Mitarbeiter der Pharmariesen Novartis und Roche, des Agrarkonzerns Syngenta oder des Versicherungskonzerns Zürich werfen Hunderttausende Dollar für den Wahlkampf auf.“
 
Offensichtlich sind diese Mitarbeiter masslos überbezahlt, wissen buchstäblich nicht mehr, wohin mit dem Geld. Von den Schweizer Geldern flossen bisher etwa 60 % an Romney und 40 % an Obama.
 
Die reichen Schweizer Angestellten können sich das offenbar leisten. Das gesuchte Paradies ist ganz offensichtlich die Schweiz, wie jetzt eindeutig feststeht. Sie kann mit Geld um sich werfen. Die Geier lauern überall.
 
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