Textatelier
BLOG vom: 06.04.2013

Recherchen 4: Natürliche Mittel und Tips bei Mottenbefall

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Walter Hess schrieb mir diese Zeilen: „In einem Laden sah ich ein Präparat gegen Motten, auf dessen Packung ein Lavendelzweig abgebildet war. Nicht schlecht – so dachte ich. Bei genauerem Hinsehen erwies sich der Wirkstoff als Transfluthrin. Dies ist der Handelsname eines von Bayer entwickelten Kurzzeitinsektizids mit hochgradig selektiver Wirkung. Es gehört zu den Pyrethroiden, die u. a. Nerven schädigen und Hautausschläge verursachen. Ich habe die Packung im Laden stehen gelassen. Was empfiehlst Du als natürlichen Mottenschutz für Kleider, der keine Gifte abgibt, wenn man in diese schlüpft?“
 
Mottenkugeln und Lavendel
Ich kann mich noch gut an Mittel erinnern, die meine Mutter gegen Motten im Kleiderschrank anwendete. Zunächst legte sie Mottenkugeln aus. Diese Kugeln enthielten das gesundheitsschädliche Naphthalin, Paradichlorbenzol oder auch Kampfer und verbreiteten einen unangenehmen Geruch. Bald fand sie eine Alternative, die völlig unbedenklich war und einen angenehmen Duft entfaltete. Sie platzierte ein Säckchen mit getrockneten Lavendelblüten zwischen den Wäschestücken und hielt somit die Mottenlarven (diese verpuppen sich später!) von ihrer Gefrässigkeit ab. Manche schwören nicht nur auf Lavendel (Lavendula officinalis) allein, sondern mischen auch andere Duftpflanzen darunter. Da die Pflanzen beim Lagern Duft verlieren, sollte man den Inhalt des Kräutersäckchens immer wieder erneuern.
 
Eine Tante, die ein wahrer Putzteufel war, behauptete, bei ihr komme kein Mottenbefall vor. Sie putze ja immer. Als sie einmal bei uns in Biberach a. d. Riss zu Besuch war, entdeckte sie mit ihren Argusaugen auf einer Vorhangstange eine Motte. Diese war wahrscheinlich durch ein geöffnetes Fenster hereingeflogen, da wir in den Kleider- und Vorratsschränken keine entdeckten, und sie weckte den Jagdtrieb der Tante.
 
Man muss jedoch darauf hinweisen, dass ein Mottenbefall, sei es mit Kleidermotten (ein Nachtfalter) oder Lebensmittelmotten (ein Zünsler) nichts mit mangelnder Hygiene zu tun hat. Man kann immer Motteneier über Kleider und Lebensmittel einschleppen. Entscheidend ist auch, aus welchem Material die Kleider sind. Leckerbissen für die Motten sind Kleidungsstücke aus Wolle, Pelz und Leder. Synthetisches Material ist für Motten unverdaulich.
 
Der Nachwuchs der Motte, also die Larven, sind die, die sich durch Pullis oder Hemden fressen. Die herumfliegenden Motten – es sind Männchen, die auf der Suche nach einem Weibchen sind – lassen Kleidungstücke in Ruhe. Nach der Befruchtung legt ein Weibchen bis zu 300 Eier bevorzugt in Ritzen ab. Nach der Verpuppung schlüpft die Kleidermotte aus. Dann ist sie für Textilien keine Gefahr mehr, da ihr Mundwergzeug verkümmert ist. Bevor sie stirbt, hat sie noch Gelegenheit, sich zu paaren und Eier zu legen.
 
Lavendel vertreibt nicht nur Motten, sondern entfaltet eine beruhigende Wirkung. Lavendel ist auch in Kräuterkissen vorhanden. Füllen Sie in ein Leinensäckchen Baldrianwurzeln, Hopfenblüten, Thymiankraut und Lavendelblüten zu gleichen Teilen und legen Sie es unter das Kopfkissen. Sie können das Kräuterkissen auch in der Nähe des Kopfkissens oder auf dem Nachtschränkchen platzieren. Die Düfte beruhigen und bringen einen gesunden Schlaf. Das nur nebenbei, nun konzentriere ich mich wieder auf die natürlichen Mottenmittel.
 
Lavendelöl, das man auf Taschentücher tropft und dann im Schrank auflegt, hilft sicherlich auch. Das Lavendelöl wurde früher in Riechfläschchen gefüllt. Frauen, die zu Ohnmacht neigten, hatten das Fläschchen immer dabei, wie Dr. Orina Zizenbacher in ihrem Heilpflanzenbuch berichtete.
 
Mottenfrei mit Zedernholz?
Vor Jahren hatten wir in einem Lebensmittel-Vorratsschrank einen Lebensmittelmotten-Befall. Was tun? Wir legten zunächst Zedernholz aus; dann ging ich auf die Jagd nach den Larven, die innerhalb und ausserhalb des Schranks heranwuchsen und gerade dabei waren, sich zu verpuppen. Diese sammelte ich mit einem Papiertaschentuch ein und zerdrückte die Schädlinge.
 
Das Zedernholzöl enthält das antibakteriell wirkende ß-Thujaplicin. Über den Handel können Sie Bügelringe, Herzen, Blöcke, Kugeln oder Klötzchen aus Zedernholz beziehen.
 
Wie wirkungsvoll sind die mit einem Sexuallockstoff versehenen Pheromonfallen? Motten-Männchen werden angelockt und bleiben in der Falle kleben. Aber nicht alle Männchen fallen darauf herein. Es gibt immer welche, die die Begattung mit einem Weibchen bevorzugen. Diese Fallen eignen sich nur zum Überprüfen, ob ein Mottenbefall vorhanden ist oder nicht. Zur gezielten Bekämpfung sind sie ungeeignet.
 
Weitere Tips gegen Motten
Vorbeugung: Sommerkleider, die über den Winter eingelagert werden, sollten gewaschen, gereinigt oder zumindest gut gelüftet eingelagert werden. Wer die Kleidungstücke in einem Stoffbehälter einlagert, sollte zusätzlich Zedernholz oder ein Lavendelsäckchen mit einpacken.
 
Nach Kleidermottenbefall: Den Schrank mit einem Essig-Wasser-Gemisch reinigen, Kleidungsstücke waschen. Wenn es draussen kalt genug ist, einige Tage dort lagern.
 
Nach Lebensmittelmottenbefall: Nahrungsmittel nach Gespinsten absuchen, die befallenen Lebensmittel entsorgen. Verpackungen auf Löcher kontrollieren. Schränke ausräumen und auswaschen. Da sich Motteneier gern in Ritzen verbergen, sollte man die Eier mit einem heissen Warmluftstrom (Föhn) abtöten. Aus den Motteneiern entwickeln sich Larven, die sich dann verpuppen.
 
Laut Dirk Petersen vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sollte man befallene Lebensmittel einige Tage einfrieren oder 1,5 bis 2 Stunden in einen Backofen auf 60 bis 80 °C erhitzen, um einen Wiederbefall oder eine Verschleppung zu vermeiden. Durch die Hitzebehandlung werden Larven, Eier und Falter abgetötet.
 
Die Anwesenheit von Lebensmittelmotten deutet nicht auf eine schlampige Haushaltsführung hin. Eier, Larven und Motten werden besonders durch Getreideprodukte (z. B. Müesli, Mehl), Reis, Trockenobst, gemahlene Nüsse, Hülsenfrüchte, Schokolade, Vogel- und Trockenfutter für Tiere eingeschleppt.
 
Schlupfwespen fressen Motteneier
Die Schlupfwespen sind die natürlichen Feinde der Motten. Die nur 0,4 Millimeter grossen Larven der Schlupfwespen (Trichogramma) kann man im Handel beziehen. Diese befinden sich auf Kärtchen, die in die Schränke gelegt werden. Die ausgewachsenen Wespen fressen die Eier der Motten im Umkreis von 1 bis 2 Metern. Wenn die Schlupfwespen keine Nahrung mehr finden, fliegen sie davon oder sterben ab. Diese Methode ist sehr wirkungsvoll. Ausführliche Infos unter www.lebensmittelmotten-motten.de.
 
Kleines Fazit
Man sollte den Motten nicht mit der chemischen Keule zu Leibe rücken. Es gibt, wie wir gesehen haben, genügend alternative Massnahmen zur Bekämpfung von Lebensmittel- und Kleidermotten. Diese sind effektiv und gesundheitlich unbedenklich.
 
Bei einem starken Mottenbefall kann auch ein professioneller Schädlingsbekämpfer zu Rate gezogen werden. Die befallenen Textilien (z. B. Pelze, Wollteppiche) kommen dann in ein Kunststoffzelt und dieses wird dann mit Stickstoff begast. Das hält keine Larve oder Motte mehr aus. Aber soweit muss es nicht kommen, es gibt, wie beschrieben, etliche Vorbeugemassnahmen.
 
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