Textatelier
BLOG vom: 30.03.2015

Konflikte: Gemeinsames statt gegensätzliches Denken

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
 
Es wird gesagt, dass Gegensätze einander anziehen. Mir scheint, dass sie sich vielmehr ausziehen … Das gibt mir den Vorwand, meine These zum gegensätzlichen Denken zu postulieren – auf der Suche nach dem Mittelweg beider Extreme. Lassen sich auf diese Weise begehbare Wege zu verlässlichen Entscheidungen ermitteln? Meine These bezieht sich ausschliesslich auf persönliches Verhalten bezüglich populärer Probleme, die im Leben auftauchen: in der Ehe, im Beruf, innerhalb der Religion und Wunschvorstellungen (Status, Ansehen, Auskommen, Ideale, Freizeit usw.).
 
Zuerst gilt es, einige Irrungen aus dem Feld zu räumen, mit der Logik begonnen. Die Logik hat versagt, weil im Leben, in der Welt überhaupt, keine Logik besteht, was wissenschaftlich nachweisbar ist. Auf Würfelspiele, Roulette, Lotto und andere Glücksspiele ist kein Verlass. Das Horoskop ist ebenfalls ausgeklammert. Bisweilen sind die von Intuition und Gefühle getroffenen Entscheidungen ein bisschen verlässlicher. Null und nichtig sind Gebete um Gunst und Vorteile. Wunschverzicht bietet ebenfalls keinen Ausweg aus dem Dilemma. In Amerika wurde die „Decision Analyse” (Entscheidungsanalyse) von Universitäten ausgeklügelt. In meinen Selbstversuchen hat mir diese Analyse nicht weitergeholfen. Desgleichen die „Emotional Intelligence”.
 
Voraussetzungen: Meine These wird von der Vernunft angetrieben, vorausgesetzt, man hat Verstand, verbunden mit der Gabe, eigene Fehler zu erkennen. Philosophische Kenntnisse sind ebenfalls nützlich. Nicht zuletzt empfehle ich Aphorismen, die uns voran helfen. Ich werde dies nachstehend, anhand meiner eigenen Aphorismen, demonstrieren.
 
Fallstudie: Despoten in der Ehe, ob Frau oder Mann:
 
Herr und Frau Wagner sind seit 10 Jahren verheiratet. Immer wieder kommt es zwischen ihnen zu hitzigen Meinungskollisionen. Kleinste Vorfälle können diese auslösen. Beide sind rechthaberisch veranlagt. Wortgeschosse fliegen dann hin und her.
 
Sie haben von meiner These erfahren, und wollen sie als Rettungsanker für ihre Ehe anwenden.
 
Sie haben einen Cocktail von Aphorismen gesammelt.
 
Diese hat Frau Wagner gewählt und auf ihren Mann gemünzt:
 
Wo Ansichten zu Standpunkten werden, ist der Bewegungsspielraum arg eingeengt.
 
Was verengt die Optik? Durch Rollen gucken. Wann sieht keiner mehr durch sie hindurch? Wenn einer drinnen steckt.
 
Wo die Gegenwart die Vergangenheit mustert, hat die Zukunft nichts zu lachen.
 
Wer sich so benimmt, als sei er schon, was er sein könnte, wird immer das bleiben, was er ist, ohne es zu wissen.
 
Er legte seine Richtschnur wie ein Strang satt um den Hals eines anderen.
 
Es genügt oft, die Gangart der Routine zu wechseln.
 
Hier sind jene, die Herr Wagner notiert hat:
 
Viele Leute tragen geradewegs schwer an krummen Gedanken.
 
Partnerschaft im Schiffsbruch: Selbst der letzte Balken zum Überleben wird zersägt.
 
Standpunkte wechseln je nach Gesichtswinkel.
 
Es gibt Köpfe, denen Bretter die Welt bedeuten.
 
Frisch von der Leber gesprochen. Man roch es.
 
Käme der Vorwurf, wie das Wort andeutet, vor dem Wurf, würde weniger vor- und nachgeworfen.
 
Damit waren beide einig: „Nur die Ruhe kann es bringen” und gingen diesmal friedlich schlafen.
 
Anderntags erwachten sie, gut zum Kampf gerüstet … Aber sie mussten sich an die Regel halten und zuerst ihre Gemeinsamkeiten erkennen, übereinstimmende Standpunkte finden. Partnerschaft im Schiffsbruch? Nein, soweit wollten sie es nicht kommen lassen, allein schon der Kinder wegen. Damit war ein zweiter, gemeinsam anerkannter Fortschritt gewonnen. Sie sahen auch ein, dass Vorwürfe nichts bringen.
 
Ab hier mussten beide ihre Vernunft walten lassen. Das wäre wirklich dumm, sich gegenseitig „krumme Gedanken” vorzuwerfen, folgerten sie, von der letzten Zeile des obigen Paragraphen beeinflusst. An diesem Sonntag änderten sie erst noch ihre Routine und gingen auswärts gut essen. Beide wählten natürliche ihre Lieblingsmenüs. „Schmecken sie dir, die Schweinsleberli?” wandte sich die Gattin an ihren Mann. „Und wie!” bejahte er.
 
Innert einer Woche hatten das Paar das gegensätzliche Denken gegen das gemeinsame Denken ausgetauscht. Die Zukunft meinte es gut mit ihnen. Das Märchen hatte, wie es Märchen eigen ist, ein gutes Ende gefunden.
 
 
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