Textatelier
BLOG vom: 17.06.2015

Die unendliche Geschichte der Sondermülldeponie Kölliken

Autor: Walter Hess, Publizist (Textatelier.com), Biberstein AG/CH
 
 
Mit einer raffiniert konstruierten Halle, eine ingenieurtechnische Meisterleistung übrigens, von der Umgebung abschirmen. Drinnen sorgfältig alles ausbuddeln, so gut wie überhaupt möglich sortieren (triagieren) und zu den geeigneten Entsorgungsanlagen abtransportieren, bis die Grube bzw. die Halle leer ist. Das wird mit aller Sorgfalt getan – ein Werk, das Hunderte von Millionen kosten und als unendliche Geschichte, als die es sich neuerdings erwiesen hat, logischerweise die Milliarde überschreiten wird.
 
Die Frage, wieso denn die Aufgabe nach dem vollständigen Materialabtransport und dem Niederreissen der abgeschrägten Halle mit den dachtragenden Triumphbögen nicht abgehakt werden könne, muss jedermann als Rätsel vorkommen. Eine teilweise, wenn auch unvollständige Antwort habe ich in einer Dokumentation von ALF-TV, Lokalfernsehen für die Region Olten, Zofingen, Aarau („Arolfingen“) gefunden:
 
 
Hier wird über den Bau der Abschirmung Süd berichtet, einem 15‒24  Meter unter der Erdoberfläche liegenden Stollen von 570 Meter Länge, in den Abwasserleitungen verlegt werden. Dieses komplizierte Werk erfordert etwa 1.5 Jahre Bauzeit, wie der Baustellenleiter Peter Börner sagte, der sämtliche Daten und Masse aus dem Ärmel schütteln kann.
 
Im Film tritt zu Beginn Philippe Baltzer, Leiter der AbteiIung Umwelt AG, Aarau, auf. Er stellte fest, die „direkten Abgänge“ von Sickerwasser, die man auffange und der Kläranlage zuführe, habe man ebenso im Griff wie die Geruchsimmissionen, die in Aktivkohlefiltern aufgefangen würden. Nicht im Griff habe man aber die langsamen Austritte (Versickerung) von Deponiesäften unten in der Molasse ins Grundwasser der Kölliker Rinne, das bekanntlich durch Suhrental in Richtung Aarau fliesst und von dort, dem Aarelauf unterirdisch folgend, schliesslich bei Koblenz den Rhein erreicht. Der Grundwasserstrom ist ein wichtiges Trinkwasserreservoir.
 
Von verschiedenen Seiten wurde festgestellt, dass von verschiedenen Seiten Wasser in die geleerte Deponiegrube eintritt, „auch verschmutztes“ (Peter Börner). Für mich taucht hier sofort die Frage auf, woher denn so viel verschmutztes Wasser komme, das nach einer grossangelegten Abschirmungseinreichung verlangt. Flösse nur einigermassen sauberes Wasser herbei, würde das ja zur Endreinigung (Auswaschung) der Grube beitragen und mit der Zeit mehr oder weniger unverschmutzt durchfliessen.
 
Ich habe einen Verdacht, der nicht ganz einfach vom Tisch zu wischen ist: Talaufwärts, nur rund 3 km in südsüdwestlicher Richtung, befindet sich in erhöhter Lage die Sondermülldeponie Walterswil SO; es ist umstritten, ob sie noch üblere Inhaltsstoffe als jene, die in die SMDK gerieten, in sich birgt. Am Fusse dieser riesigen Ansammlung von Müll und Sondermüll, beim Schöpflerweg, müssen gerade Deponiersäfte hinter einer neuen Betonwand aufgefangen und einer ordentlichen Klärung zugeführt werden. Es wäre wahrscheinlich vermessen, zu erwarten, dass dieses Wändchen einen einigermassen ins Gewicht fallenden Saft zu stoppen vermöchte. Nach meinen Feldbeobachtungen hat es eher den Charakter einer Alibiübung zur Stärkung des Alles-im-Griff-Gefühls.
 
Grössere Mengen verschmutzten Wassers, die dem Deponieloch am oberen Dorfausgang im Kölliken zuströmen, können nur dieser Quelle entstammen. Und es ist verwunderlich, dass solche Zusammenhänge in den Diskussionen ausgeklammert worden sind. Insgesamt wurde die Sondermülldeponie Walterswil wie ein Staatsgeheimnis behandelt, weil sich dort niemand die Finger verbrennen will und vor allem natürlich aus panischer Angst vor den sich abzeichnenden Kostenfolgen. Das Lehrstück Kölliken hat alle Beteiligten traumatisiert.
 
Und nun sieht es so aus, als ob innere Zusammenhänge bzw. Verbindungen zwischen der SMDK und der SMDW (Kölliken/Walterswil) der Obersuhrentaler Sondermüllgeschichte zu einer unerwünschten Lebensverlängerung verhelfen würde.
 
Falls ich mit meinen Prophetien Unrecht haben sollte, würde mich das unendlich viel mehr freuen als das Recht-Bekommen.
 
 
Hinweis auf eine weitere ALF-TV-Dokumentation zur SMDK
 
Weitere Arbeiten aus dem Textalerlier.com zu Sondermüll-Aspekten
 
Beschreibung der Sondermülldeponie
 
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