Textatelier
BLOG vom: 10.07.2015

Wie körperlich Behinderte ihr Schicksal meistern

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


Immer wieder stelle ich fest, wie von Autounfällen, Terrorakten oder Krankheiten schwer behinderte Leute erfolgreich ihr Schicksal meistern. Zu ihnen gesellen sich auch Menschen, die verkrüppelt in die Welt gekommen sind und ihren Lebensinhalt finden, wichtiger noch, ihrem Leben Freude abgewinnen.

Die 48-jährige Jane Burns ist in diesem Sinne ein Vorbild. Sie hat ihren Ehrenplatz im Rollwagen vor dem Centre Court Einkaufszentrum in Wimbledon.

Dort verkauft sie die der Wohlfahrt gewidmete Zeitschrift “THE BIG ISSUE", zwischen Montag und Freitag, ab 9 Uhr morgens bis 4 Uhr nachmittags. Passanten halten inne, begrüssen sie und plaudern mit ihr. Ihr Gesicht strahlt Freude aus. Die Sonne hat ihr Gesicht gebräunt. Hin und wieder macht Jane eine Zigarettenpause. Leute, die Jane kennen, schenken ihr regelmässig Schokolade oder Kuchen. Gegenwärtig, während der Tennismeisterschaft, erhält sie auch Schalen mit Erdbeeren und Sahne.

Im Jahr 1986 verlor sie als 20-Jährige in einem Motorradunfall ihren linken Arm. Jahre später wurde sie von MRSA heimgesucht. Ihr rechtes Bein musste amputiert werden. Obendrein misshandelte sie ihr Mann. Sie hatte den Tiefstand ihres Lebens erreicht, aber rappelte sich langsam auf. Sie hat heute ihre Wohnung in Southfield, ganz in der Nähe von Wimbledon, die sie mit ihrem Hund “Caz” teilt. Sie ist Vorbild und Inspiration zugleich für alle Leute, die ihr begegnen.

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Im Ramschmarkt in Wimbledon begegne ich hin und wieder einem stark verkrüppelten Mann. Er mag etwa 50 Jahre alt sein. Er sammelt Bücher. Beide Beine sind eingeschient. Mühsam erhebt er sich von seinem Rollstuhl. Wir nicken einander zu. Er vertieft sich in die Lektüre und ist glücklich. Auch sein Gesicht strahlt Freude aus. Auch er hat den Rank in seinem Leben gefunden.

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Ob es regnet oder nicht, sehe ich immer wieder, wie ich auf den Bus warte, einen einbeinigen kräftigen Mann auf dem Fussweg. Mit der Krücke unterm Arm kommt er rasch und flott voran. Er hat seine eigene bewundernswerte rhythmische Gangart entwickelt und kommt viel rascher voran als ich es heute vermöchte.

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Nicht zuletzt ermöglichen die “Paraolympics” in London jungen, im Krieg verletzten Soldaten, unverzagt Rollwagen-Sport zu betreiben. Das erneuert und stärkt ihren Selbstwert.


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