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BLOG vom: 07.09.2015

Gesünder essen – bewusster geniessen

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 

„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.“ Dieser alte Spruch ist auch heute noch in aller Munde. Er bedeutet, dass gute Speisen und Getränke dafür sorgen, dass wir uns körperlich und seelisch gut fühlen.

Die Herkunft ist nachgewiesen. Für das 1690 vom Komponisten Johann Philipp Förtsch erdachte Singspiel „Der irrende Ritter Don Quixotte De la Mancia“ schrieb Hinrich Hinsch das Libretto. In diesem kam der folgende Text vor:

„Weil Speis und Trank in dieser Welt
Doch Leib und Seel' zusammenhält.“

Sie werden sich fragen, warum ich gerade den oben erwähnten Spruch bringe. Das hat folgende Bewandtnis: Während meines Aufenthaltes in der Theresienklinik (Rehabilitationsklinik) in Bad Krozingen nahm ich auch an den Vorträgen „Gesünder essen – bewusster geniessen“ und „Ernährung bei Fettstoffwechselstörung“ teil. Die Vorträge hielt die Ernährungsberaterin Frau J. Staiger. Im 1. Vortrag brachte sie die allseits bekannte  Redewendung zu Gehör.

Sie betonte, dass neben Genuss und Lust am Essen und Trinken eine ausgewogene Ernährung einen Beitrag zum Wohlbefinden und zur Gesundheit leistet. „Es geht nicht um erlaubte und verbotene Lebensmittel, es kommt auf die richtige Mischung an. Einseitige Ernährung schadet auf Dauer dem Körper, da bestimmte Nährstoffe im Übermass aufgenommen werden, andere lebensnotwendige fehlen“, war die richtige Meinung der Referentin. Sie wies darauf hin, dass die Folgen falschen Essverhaltens sich nicht gleich zeigen, sondern erst nach Monaten oder Jahren. Ernährungsabhängige Krankheiten sind für viele Todesfälle mitverantwortlich.

Frau Staiger wies dann auf die 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für eine vollwertige Ernährung hin.

Vielseitig essen: geniessen Sie die Lebensmittelvielfalt!
Eine kleine Umfrage im Zuhörerkreis ergab, dass die Meisten täglich frisches Gemüse und Obst futtern. An manchen Tagen kommen Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Getreideprodukte, Milch/-produkte, aber auch Fisch und etwas Fleisch auf den Tisch.

Ein Wanderfreund futtert jeden Morgen sein selbsthergestelltes Müesli mit 12 Zutaten.

Eine vielseitige Kost liefert alle lebenswichtigen Nährstoffe.

Getreideprodukte mehrmals am Tag und reichlich Kartoffeln
In der Theresienklinik standen uns einige Brotsorten, darunter Vollkornbrot, zur Auswahl. Vollkornbrote sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen. Die Ballaststoffe (Nahrungsfasern) bringen unseren Darm in Schwung. Für viele ist dann Verstopfung ein Fremdwort.

Als Beilagen zu den Hauptgerichten eignen sich Kartoffeln, Reis, Nudeln.

Gemüse und Obst – „Iss 5 am Tag“
Jeden Tag sollte man Obst und Gemüse verspeisen. Diese Nahrungsmittel haben nicht nur Mineralstoffe und Vitamine zu bieten, sondern auch eine Vielzahl von sekundären Pflanzenstoffen.

Die DGE fordert, 5-mal am Tag Obst oder Gemüse zu essen. Eine andere Ernährungsexpertin empfahl uns, mindestens je eine Handvoll Obst am Tag zu verzehren. Das ist eine realistische Menge. Ich fand es super, dass während der Reha immer zusätzlich Obst angeboten wurde.

Täglich Milch und Milchprodukte, 1-2-mal in der Woche Fisch, jedoch Fleisch, Wurst, Eier selten.
Wer bisher viel Fleisch und Wurstwaren konsumierte, nahm zwar hochwertiges Eiweiss auf, aber auch viel Fett, Cholesterin und Purine. Man sollte weniger Fett, dafür aber öfters fleischfreie Gerichte wählen. Dazu gehören Gemüseeintöpfe, Hülsenfrüchte, Reis- und Nudelgerichte. Seefische sind zu empfehlen, da diese Jod, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren enthalten. Mindestens 1-mal pro Woche sollte man Fisch verzehren. Milch und Käse enthalten viel Kalzium. Wählen Sie jedoch fettfreien Hartkäse und ¼ Liter Milch/Buttermilch oder Joghurt. Wir Reha-Patienten konnten jeden Tag nach dem Mittagessen ½ Liter Buttermilch oder 1 Becher Joghurt als Zwischenverpflegung mit auf die Zimmer nehmen.

Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel
„Der fettarme Käse schmeckt mir zu fad“, hörte ich von einer Tischnachbarin, als sie einen solchen Käse probierte. Andere bevorzugten lieber Butter, die geschmacklich besser schmeckte als Margarine.

Fett ist ein Geschmacksträger, das wird ja allgemein bestätigt. Doch zu viel Fett macht fett! Deshalb sollten wir auf die versteckten Fette achten. Es sind immer fettärmere Alternativen im Angebot. Wichtig ist, dass man hochwertige, kaltgepresste Öle wie zum Beispiel Rapsöl, Olivenöl, Walnussöl und Leinöl in der Küche verwendet. Wir hatten bei der Reha immer Butter und alternativ eine Margarine mit Omega-3-Fettsäuren zur Auswahl. Da ich ja eine cholesterinreduzierte Kost zu Mittag erhielt, wechselte ich immer zwischen Butter und Margarine beim Frühstück und Abendessen.

Zucker und Salz in Massen
In einem Vortrag über Bluthochdruck betonte Prof. Dr. med. Stefan Jost, man solle salzhaltige Speisen (Chips, gesalzene Erdnüsse, Konserven, Salzgebäck, Fertigsuppen) meiden. Auch solle man auf versteckte Salze, z. B. in Wurst und Käse, achten.

Laut DGE liefern Küchenkräuter und Gewürze besondere Geschmackserlebnisse.

Meine Erfahrung in der Herzklinik: Die Speisen waren wenig gesalzen. Insgeheim wünschte ich mir einen Salzstreuer. In der Reha war es anders, da standen je ein Pfeffer- und Salzstreuer auf dem Essenstisch.

Ein guter Rat von J. Staiger: Süsses soll man ohne Reue geniessen, aber selten und in kleinen Mengen.

Reichlich Flüssigkeit
Während meines Aufenthaltes in der Herzklinik und anschliessend auf der Reha wurde uns immer wieder eingebläut, man solle viel trinken. Wir füllten dann mehrmals am Tag unsere 0,5 Liter Flaschen mit aufbereitetem Wasser aus einem Automaten.

Je nach Körpergewicht sollte man mindestens 2 Liter am Tag trinken. Am geeignetsten sind Mineralwasser, gutes Leitungswasser, Kräuter-/Früchtetees und verdünnte Fruchtsäfte. Ein genussvolles Schlürfen von Kaffee und Schwarztee in kleinen Mengen ist erlaubt. Auch Bier und Wein in geringen Mengen können konsumiert werden. Meiden sollte man gesüsste Limonaden.

Schmackhaft und schonend zubereiten
Garen Sie so kurz wie möglich. Verwenden Sie Wasser oder etwas Öl. Die Nährstoffe und der Eigengeschmack bleiben so erhalten. Würzen Sie grosszügig mit frischen Kräutern.

Nehmen Sie sich Zeit, geniessen Sie Ihr Essen
Ich habe schon Leute während des Kantinenessens und auch bei der Reha gesehen, die ihr Essen von übervollen Tellern hinunterschlangen. Wiederum andere assen langsam, sie genossen das ihnen Dargebotene sichtlich. So sollte es auch sein.

Heute findet Slow Food immer mehr Anhänger (inzwischen gibt es 80 000 Mitglieder). Bei dieser Bewegung stehen genussvolles, bewusstes und regionales Essen im Vordergrund. Es ist eine Gegenbewegung zum uniformen und globalisierten Fastfood. Walter Hess war ein begeisterter Anhänger von Slow Food. Er besuchte viele Veranstaltungen und verfasste ausgezeichnete Blogs über diese Organisation (s. Hinweise auf Blogs am Schluss).

Achten Sie auf Ihr Gewicht und bleiben Sie in Bewegung
Essen und Trimmen – beides muss stimmen! Empfohlen wird eine regelmässige Bewegung von 30 Minuten pro Tag. Die Vorteile liegen auf der Hand: Bewegung bringt Ausgeglichenheit, einen gesunden Appetit, eine gute Darmtätigkeit, Stärkung der Abwehrkräfte. Auch wird das Herz-Kreislaufsystem aktiviert und gekräftigt. Durch Bewegung wird ferner der Kalorienverbrauch erhöht.

 
Internet
www.theresienklinik.de
www.ernaehrung.de
www.slowfood.com
https://de.wikipedia.org/wiki/Slow_Food
www.slowfood.de
www.slowfood.ch
 

Hinweis auf ein weiteres Blog zur Ernährung
03.07.2015: Fitbleiben: Gesundes Alter durch richtige Ernährung
 

Hinweis auf Blogs über Slow Food
08.06.2012  Slow-Food-DV in Appenzell: Verein, Idee und Organisation
28.05.2012: Ältester CH-Gasthof, wo der Stern etwas anderes bedeutet
05.03.2012: Slow Food AG/SO: Die Lust des Bohnen- und Erbsenzählens
01.03.2011: Slow Food AG/SO: Süsssaures Leben mit Zitronenvariationen
06.01.2011: Im Viadukt Zürich: Alte Brückenbögen krönen Delikatessen
30.11.2010: Slow Food AG/SO: Genuss auf rettender Geschmacksarche
25.08.2010: Brenzer Kirsch: Auf dass es im Obstbau nicht brenzlig werde
17.05.2010: Das zarte Gefühlsleben chamoisfarbener Ziegen bei Genf
13.05.2010: Waadtland-Gastronomieeinflüsse aufs kosmopolitische Genf
11.05.2010: Slow Food: Nach Geist und etwas Geld ausgestreckte Fühler
10.03.2010: Slow-Food-Test: Geschmacksbildung bei Fondue-Caquelons
25.02.2009: Alte Kartoffelsorten bei Slow Food AG/SO: Parli-Ehrenrettung
19.11.2008: Slow Food: Weisse und schwarze Trüffel scheibelt der Chef
27.05.2008: Hallwilersee und Slow Food: Mit Fisch-Management zu Filets
05.03.2008: Slow Food Schweiz: Glücksgefühle bei Tische in Arbor felix
04.03.2008: Slow Food Schweiz: Zwetschgentörtli rettet eine Landschaft
30.01.2008: Slow Food: Wursträdchen brachten Bewegung ins Convivium
20.11.2007: Slow Food: Ehrerbietung an charaktervolle Walnussbäume
29.04.2007: Im „Central“ Safenwil AG: Kalbereien ergründet und genossen
23.01.2007: Kochsalz- und Pfeffer-Degustation im Badener Amtshimmel
17.11.2006: Slow Food. Warum die Maroni die besten Kastanien sind
29.08.2006: Brunegg: Langsam essen, Wasser trinken nicht vergessen
 

 


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